laubbaum

Tree


Vorausgeschickt: Dein Modell-Baum kann noch so seltsam ausschauen - es gibt kaum etwas, was Mutter Natur nicht auch in Wirklichkeit hervorbrachte.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Laubbaum zu bauen.

Der Stamm

Gedrillter Draht : Benötigt wird ein Bündel Draht - so dick, wie der Stamm werden soll und 2,5 bis 3 mal so lang. Welcher Draht verwendet wird, hängt vom Ziel ab. Wenn am Abschluss der Äste Meerschaum-Ästchen aufgeklebt werden soll, empfehle ich den sogenannten "Gärtnerdraht" (auch Ranken- oder Kletterdraht genannt). Durch die raue Beschichtung hält der Klebstoff und anderes Material besser. Ansonsten kann eigentlich jeder Draht verwendet werden. Bei der groben Formfindung hilft der Vergleich mit einem echten Baum vor dem Fenster oder eben auf Fotos.

Hier kann abgeschaut werden, in welcher Höhe die Äste abgehen, wann sich der Stamm teilt, in welchem Verhältnis die Dicke der Äste zur der des Stammes steht. Jetzt werden die Drähte als Bündel verdrillt. Wenn es glatter Draht ist, sollte das Bündel einige Male mit einem Draht extra oder einem Faden umwickelt werden, damit er in sich hält - "Gärtnerdraht" hält von selbst. In entsprechender Höhe des Stammes werden Drahtbündel für die Hauptäste abgeteilt. Diese werden ein Stück weit verdrillt, wieder geteilt, für die Nebenäste und diese auch wieder verdrillt, bis man bei den Zweigen angelangt ist.

Wenn die Krone sehr breit ausgearbeitet werden soll oder der Baum groß werden soll, reicht möglicherweise der Draht des Stammes nicht aus. Dann wird einfach an jedem Astansatz eine zusätzliche Schlinge aus einem kleinen Bündel Drähten angesetzt und mit den aus dem Stamm kommenden Drähten weiter mit eingedreht. Mit Sekundenkleber werden nun an die Astenden kleine Meerschaum-Ästchen geklebt. Da die Kronenform bei den Drahtbäumen schon ausgearbeitet ist, reichen hier Stückchen von 2 bis 3 cm Größe. Sauber gearbeitet, ist das Ergebnis nach dem Brushen ein eindrucksvoller Winter-Baum.

Die Astgabeln

Für den Bau des Stammes sind auch mehrfach und in richtigem Abstand verzeigte Astgabeln geeignet. Ideal sind 4 bis 5 sich nach oben verjüngende Verzweigungen. Dasselbe Ergebnis erhält man, wenn passende Zweige mittels Bohrung und Verbindungsstift an die Astgabel geklebt werden.

In diesen Stamm werden rundherum überall dort Löcher gebohrt, wo später mit Holzleim oder Sekundenkleber die Meerschaum-Ästchen eingeklebt werden sollen. Merke: Lieber zu viele als zu wenige Löcher vorbereiten, da ein späteres Nachbohren sehr mühselig, zum Teil unmöglich ist, ohne die schon fertigen Zweige zu beschädigen.

Die Bohrlöcher sollten möglichst so groß sein, dass sie die festen (eventuell vorsichtig etwas angespitzten) Enden der Meerschaum-Ästchen aufnehmen können. Je nach gewählter Baumart sollten die Löcher schräg von oben nach unten gebohrt werden, um eine möglichst natürliche Wirkung zu erzielen.

Nun werden je nach Baumart und Position am Baum größere und kleinere Meerschaum-Äste in die vorbereiteten Löcher geklebt. Wir verwenden für diesen Zweck (mit Farbpigmenten) eingefärbten und mit Mattierer gemischten Holzleim, das macht das spätere Angleichen leichter. Auch das Verkleben mit Sekundenkleber ist möglich.

Rinde und Farbe

Wenn die gewünschte Baumform erreicht ist, wird der Stamm angeglichen. Dazu wird eine Paste gemischt. Diese besteht aus Weißleim, Farbe oder Farbpigmenten, Mattierer und als Füller feine Sägespäne oder Pappmaché.

Diese Paste wird auf dem Stamm dünn verstrichen, der Drahtstamm kann vorher mit in Weißleim/Wasser-Gemisch getränktem Zellstoff etwas ausgeglichen werden. Die in natura etwas dickeren Ansätze zu den Ästen und Zweigen werden mit dieser Paste modelliert. Das Bestreichen wird 2 bis 3 mal wiederholt.

Jetzt wird das ganze Gebilde gebrusht. Dabei immer daran denken, dass Äste und dickere Zweige in europäischen Breiten nicht braun oder gar grün sind, sondern grau in verschiedenen Schattierungen und Tönungen.

Die Paste reißt zum Teil beim Trocknen, so dass der Eindruck von Rinde entsteht. Durch Trockenmalen mit Grautönen wird er die Oberfläche des Stammes weiter strukturiert. Wenn die Rinde deutlicher strukturiert sein soll, kann die Paste vorsichtig vor dem Trocknen mit einem Drahtende bearbeitet werden.

Die Belaubung

Bei der Belaubung ist meist weniger mehr. Manchmal reicht schon etwas Farbe: Einer der schönsten Bäume, die wir kennen, steht auf Bob Lettermans Diorama „Alte Kameraden“. Ohne einen Krümel Belaubung sorgt allein lindgrüne Farbe für den Eindruck, einen Baum im Frühjahr vor sich zu haben.

Als Kleber für die Belaubung wird verdünnter Weißleim mittels einer (recycleten) Sprühflasche – ehemals Fensterreiniger o.ä. – aufgebracht. Soweit wie möglich, immer von außen peripher sprühen, damit nicht zuviel Kleber innen auf dem Stamm und den Ästen landet. Dazu wird der Baum beim Sprühen gedreht und immer nur außen entlang gesprüht. Um ein gleichmäßiges Ergebnis zu erreichen, sollten alle Stellen aus verschiedenen Richtungen (vorn-hinten-oben-unten) besprüht werden.

Dabei hat sich bewährt, in einen nach vorn offenen Karton zu sprühen, da der Sprüher notwendigerweise mehr nebelt als gebraucht wird, was eine ziemliche Sauerei auf dem Arbeitstisch anrichten kann.

Wichtig für die Belaubung ist das Beachten der Jahreszeit. Im Frühjahr sind die Blätter heller, die Kronen lichter, im Sommer ist dass Laub dicht und sattgrün, im Herbst wieder lichter und Rot- und Gelbtöne werden dem Grün der Blätter hinzugefügt.

Das besprühte Teil wird über einem (anderen) Karton beflockt. So kann überflüssiges und abrieselndes Material weiter verwendet werden. Die Beflockung wird so oft wiederholt, bis das Ergebnis zufriedenstellend ist. Auch hier gilt „Viel hilft nicht viel“ Es muss immer noch das filigrane Geäst des Meerschaums sicht- oder ahnbar bleiben – sonst hätte man sich Kosten und Arbeit sparen können und alles mit Polierwolle zukleistern können.

Als Belaubungsmaterial eignen sich – je nach Baumart und Jahreszeit – grober und feiner Flock verschiedener Hersteller, Holzhäcksel, Papierblätter (Noch) und Teile von Birkensamen.

Wichtig ist, den Baum nach Aufbringen der Belaubung in aller Ruhe durchtrocknen zu lassen.

Die Wurzeln

Der fertige Baum wird mittels eines Dorns (Draht) mit dem Untergrund verklebt. Damit die Verbindung möglichst natürlich wirkt, sollten zumindestens Wurzelansätze zu sehen sein.

Wurzeln können bestens aus dickem Bindfaden gebaut werden, der in die oben beschriebene (Rinden)-Paste getunkt wurde. Damit wird der untere Stamm verstärkt und die Richtung der Wurzeln festgelegt.

Das Finishing

Verfärbte und „eingelaubte“ Astflächen und der Stamm sollten unbedingt noch einmal nachbearbeitet werden. Das macht zwar Aufwand, aber das Ergebnis lohnt sich.

Moosbewuchs kann mit Grüntönen aufgetragen werden, bei dickerem Bewuchs auch mit feinem Flock verstärkt werden.

Die kleinen Bäume, das Dickicht und das Unterholz

Kleinere Bäume lassen sich hervorragend mit Meerschaum darstellen.

Meerschaum ist ein Naturprodukt, eine getrocknete Alge. Es wird nach der Ernte in Büscheln eng gepackt und getrocknet. Nach meiner Erfahrung ist die rötliche Qualität besser, er ist stabiler und kräftiger. Grüner Meerschaum ist meist enger zusammengepresst und es finden sich nur wenige voluminöse große Stücke, die ohne Umweg als kleine Bäume geeignet sind. Grüner Meerschaum ist bei den Architekten überaus beliebt, weil dieser dem angeforderten Maßstab ihrer Arbeiten entspricht und ohne aufwendiges Umfärben für ihre Zwecke benutzt werden kann.

Das Material wird vorsichtig auseinander gezogen und die einzelnen Teile nach Größe geordnet. (Dabei lösen sich Unmengen kleiner schwarzer Punkte und segeln umher. Das ist der Samen – man sollte acht geben, dass die Dinger nicht in die Augen springen).

Am Meerschaum befinden sich einige ca. 2 cm lange schmale Blätter. Wenn eine eher lichte Belaubung vorgesehen ist, sollten diese mit einer Pinzette vorsichtig (!!!) entfernt werden. Beim Umgang mit Meerschaum ist es vorteilhaft, Chirurgen-Handschuhe zu tragen, weil die trocknen Pflanzen gern die Haut anritzen und – wie bei fast allen Algen – ein Nesselstoff im Spiel ist.

Für den Einsatz als Einzelbäumchen muss der Meerschaum möglicherweise noch eine gesonderte Verarbeitung über sich ergehen lassen. Auch hier rechtfertigt das Ergebnis den Aufwand. Meerschaumbüsche sind rund, demzufolge sind auch die äußeren Äste gebogen. Die gerade (Baum)-Form erreicht man durch – Kochen. Eine Stunde lang werden die Äste in ausreichender Menge Wasser gekocht. Das duftet je nach Menge etwas seltsam, auf Belüftung sollte geachtet werden. Dann fischt man die Bäumchen vorsichtig aus dem Wasser und hängt sie kopfüber mittels einer Wäscheklammer auf eine Leine. Auch an der Spitze wird vorsichtig eine Klammer angebracht, durch deren Gewicht das Bäumchen beim Trocknen luftig und gerade wird. (Diese Koch-Idee stammt nicht von uns, sie ist von Bill Carl, einem Modellbahner.)

Die gerichteten, getrockneten Bäumchen werden in der gewünschten Rinden-Farbe gebrusht, keinesfalls in Braun. Auch junge Bäume sind nicht braun, wie jeder bei einem Blick in die Natur schnell feststellen kann. Die Farbe bewegt sich meist zwischen grün und grau, manchmal bist fast zum schwarzgrau.

Wenn die Farbe durchgetrocknet ist, kann mit der Belaubung begonnen werden. Auch hier entscheiden Jahreszeit und gewünschte Baumart über Farbe und Material. Für lichte Bäume von Spätherbst bis Frühjahr und jungen Bäumen reicht meist schon Farbe aus. Mit der Airbrush-Pistole werden die Spitzen der Zweige eingefärbt. Dabei verwendet man die gleiche Art des Sprühens – teilweise am Baum vorbei, aus allen Richtungen, wie beim Einnebeln der großen Bäume mit dem Weißleim.

Stärkere Belaubung wird durch Einnebeln mit Weißleim wie bei den großen Bäumen und dem Bewerfen mit sehr feinem Flock oder Papierblättern erreicht. Auch das Belauben mit Birkensamen ist sehr attraktiv.
Bei ganzen Baumgruppen aus solchen kleinen Bäumen und dem Dickicht am Waldrand werden einfach immer verschiedene Farben und Belaubungen verwendet. In die Mitte werden eine oder mehrere feine Wurzeln platziert, um abgestorbene Teile darzustellen. Unterholz aus verschiedenen Fasern und Moosen, kleine Ästchen als abgebrochene oder abgestorbene Äste und eingefärbte Teile von Birkensamen lockern den Boden optisch auf und machen die Illusion eines Waldbodens perfekt.